Geschichte von dem kleinen Ort am Fuße des Halbaches
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Zur Zeit um 1915 errichtete der Besitzer Friedrich Spohn für seine Töchter, Beatrix und Elisabeth einen Tennisplatz, umrandet von einem hohen Zaun. Die damalige etwa zwölfjährige Anna List schrieb später folgende Zeilen nieder ...
... und noch eine kleine Begebenheit muß ich zu Papier bringen weil sie so lustig ist. Früher war hier eine Fabrik die für die Ungarn für das Militär Steigbügel und Sporen erzeugt haben. Der Besitzer war ein Ungar. Als dieser starb kamen andere her und es wurden Ketten erzeugt. Die Frau des Besitzers war sehr hübsch und ging immer sehr einfach gekleidet mit Dirndl samt ihren zwei Töchtern, “oh diese Namen” Beatrix und Elisabeth. Wenn sie durch den Ort gingen, haben wir sie immer genau betrachtet, weil uns die Kleider so gefallen haben. Und noch etwas interressierte uns. Es wurde ein Tennisplatz hergerichtet. Wozu die gar so herumlaufen mit dem kleinen Ball, warum denn? Ein sehr hoher Zaun war um den Platz. Unsere Kenntnisse vom Sport waren natürlich gleich null und hinein durften wir auch nicht. Die Fabrikantenfrau hatte auch einen Bruder der fallweise in der Kanzlei mithalf. Ansonsten aber ein sogenannter Sonntagsjäger war. Er war wahrscheinlich mit dem Zug gekommen, das Gewehr umgehängt, mit dem Rohr zum Boden gerichtet, wie eben Jäger gehen, daß hat mich schon wieder interessiert. Ich lief auf der Strasse herum und hin zu dem Herrn, habe die Hände gefaltet und bat ihn “bitt schön net daschiaßn”, “Geh, du Tschapperl, wer wird di denn daschiaßn” Er hat sehr gelacht als er das sagte. Gab mir einen Heller oder Kreutzer, das war damals das Kleingeld. “Da kaufst du dir was Süsses” Es war vis a vis vom Konsumverein, die Leiterin stand vor der Eingangstür und hat alles beobachtet und auch gelacht. Sie brachte anschließend ein Starnitzel mit Zuckerl, ich gab ihr mein Kleingeld dafür und die Todesgefahr war behoben ...
Könnte so ausgesehen haben Hier handelt es sich aber nicht um eine Spohn-Tochter sondern um eine Verwandte vom k.u.k Oberst Pichler vom Lindenhof. Aber vielleicht hat diese ja auf dem gleichen Platz gespielt ?
... es war zur Zeit, als es noch keine Autos gab. Die Strassen waren geschottert, wenn die Steinstücke von den Rädern der Wagen zermörsert waren gabs viel Staub, besonders wenn ein starker Wind ging. Und wenn es regnete, dann war in den Löchern der Straße, vermischt mit dem Staub ein schöner Gatsch, da plantschen wir fröhlich herum, denn Schuhe gabs keine, bis in den Herbst waren wir barfuß. Die Mutter am Abend hatte dann ihr Kreutz, denn freiwillig Füßewaschen kam nicht leicht vor. Da mußte sie schon kontrollieren. Undja gut abtrocknen sagte sie immer, sonst kriegt ihr den Bamhakl, naja, das hieß halt damals so, da wird die Haut rissig und blutet. Tut ganz schön weh und schaut noch dazu recht grauslich aus. ... im Jahre 1910 als der Komet kam. oh, das war für uns Kinder ein großes Ereignis. Noch nie gesehen und auch nimmer zu erwarten. Aber das allerwichtigste war, wir durften aufbleiben, sonst hieß es doch immer so um 8 Uhr Abends ins Bett! Wir wohnten in einem Häuschen auf einem Hügel vom angrenzendem Grundstück durch einen bäuerlichen Holzzaun getrennt. Diesen hatten wir natürlich belagert beim Warten auf den Kometen.Das hat unendlich lange gedauert, wahrscheinlich ist er mit dem Schweif wo hängen geblieben, hab ich die anderen Kinder getröstet. Aber wir haben ihn dann doch noch gesehen.
... da gabs einen eigenartigen Gesellen in unserer Gegend. Es war so um das Jahr 1920. Der wanderte von Zeit zu Zeit durch unseren Ort, armselig angezogen, altes Zeug, das die Verwandten schon weggeworfen hatten, das zerfranste von den Ärmeln wurde weggeschnitten, ebenso von den Hosen, angezogen war er doch. Ich meine den Hipedak Franzl, manchmal schrie er, manchmal murmelte er sein Sprücherl: “Na Brot na Rum ha ha he he”, dann wieder von vorne und “hi hi na Milch na Brot”. Er stammte von einem Bauernhaus und es wurde erzählt, daß er nicht arbeiten mochte, andere wieder sagten, er wurde so schlecht behandelt, daß er immer wieder davon lief. Die Haare hat man ihm auf Glatzkopf geschnitten, er war nicht ausge- sprochen häßlich, aber er hatte keinen Bartwuchs, es war nur so schwärzlicher Flaum angedeutet. Schmutzig war er natürlich auch. Unter dem Arm ständig ein Binkerl, irgendein Stück Gewand und einige alte Zeitungen. Manchmal, wenn man ihm ein Stück Brot gab und ein Häferl Kaffee gab, kniete er sich nieder und wollte einem die Hand küssen, aber er tat es nicht wirklich, er küsste zuerst seine eigene. Dann immer wieder das Sprücherl, zog wieder weiter, keine Schuhe bis es zu schneien anfing. Nachher irgend alte Treter, die Haut war richtig wie von einem elefanten, dunkel, grau, rissig aufgesprungen. Wir kannten ihn schon Jahre. Und einmal kam die Kunde, der Franzl ist in einem Teich in der Nähe Hainfelds ertrunken. Ein Armengrab war ihm sicher. Aber Nachruf gabs auch keinen, genauso wenig wie ein Sträußchen Blumen, das wäre wahrhaftig nicht notwendig gewesen bei so einem Kunden! Er dürfte ca 50 Jahre alt geworden sein. Wo er geschlafen hat, wissen wir nicht, wahrscheinlich irgendwo in einem Heustadel oder im Wald.
Ich will mehr wissen von den Kriegsjahren 1939 - 1945 Ich will mehr wissen von den Kriegsjahren 1939 - 1945
Nachdem sich das Land einigermaßen erholt hatte nach dem 1. Weltkrieg, bahnte sich die nächste Katastrophe an. Durch die Zerstörungen, die vielen Reparationszahlungen und andere Faktoren, war Österreich wirtschaftlich am Boden und ließ sich widerstandslos im Jahre 1938 vom Deutschen Reich einnehmen. Anfänglich war die Freude groß, da unter anderem wieder genügend Arbeit vorhanden war.
Zwischen diesen beiden Kriegen, bzw. schon kurz nach Ende des I. Weltkrieges bildeten sich in ganz Österreich die sogenannten Heimwehren, gegründet vom christlichsozialen Tiroler Richard Steidle, am 12. Mai 1920. Diese politisch rechts stehenden Einheiten sahen im Marxismus, bzw. im der Sozialdemokratie ihren größten politischen Feind. Aus diesem Grund entstand aus dem sozialdemokratischen Lager ein Gegengewicht zur Heimwehr, der sogenannte Schutzbund im Jahre 1923. Die daraus folgenden innerpolitischen Spannungen haben sich im Februar 1934, den Februarkämpfen, entladen. Auch hier im Gölsental gab es einige bewaffnete Zwischenfälle, bei einem war die Schutzbund Ortsgruppe Rainfeld mit dem Kommandanten Viktor Strohner beteiligt, wie dieser Zeitungsbericht vom 19. April 1934 beweist.
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